Herbarium Mamaki


ALLGEMEIN

Mamaki (Pipturus albidus) wächst als Strauch oder kleiner Baum auf Hawaii, genauer gesagt auf den hawaiianischen Inseln Kaua‘ i, O‘ ahu, Lani’ i, Moloka‘ i und Hawai‘ i [1]. Der Strauch gehört zur Familie der Nesseln und wird auch als „hawaiianische Nessel“ bezeichnet. Nur anders als bei unserer Brennessel, besitzt Mamaki keinen stechenden Häärchen. Mamaki ist oft zu finden in Randgebieten feuchter Wälder oder auf Lichtungen. Die Textur der Mamaki Blätter reicht von dünn und schlaff bis fest und ledrig. Auf der Unterseite sind die Blattadern meist grün, rötlich oder violett (vgl. Krauss 1993: 228).


Mamaki ist in Hawaii kommerziell als Tee zu erhalten und wächst ausschliesslich auf Hawaii. Die Früchte der „hawaiianischen Nessel“ sollen angeblich fade bis leicht süsslich schmecken, wobei die Blätter den Tee blutrot färben sollen und er süsser schmecken soll, je länger man ihn ziehen lässt.


Ausserdem ist Mamaki eine der besten Pflanzen um den 2 einzigen einheimischen Schmetterlingsarten, nämlich dem Kamehameha Schmetterling und dem Koa Schmetterling, Nahrung zu bieten [2].

DER HAWAIIANISCHE KAHUNA

Früher gab es in der unter den hawaiianischen Heilern verschiedene Arten von Spezialisten. Der Kahuna La‘ au Lapa‘ au ist derjenige Spezialist, der Behandlungen mit Kräutern durchführt. Die Hawaiianer waren früher davon überzeugt, dass Krankheiten ein Resultat des Verlusts von „mana“ (=spirituelle Kraft eines Menschen) sind. Gründe für Krankheiten konnten unter anderem das Eindringen von böswilligen Geistern in den Körper, der Missmut der Ahnen, oder auch der Groll, Hass und die Eifersucht seitens anderer Menschen sein. So war es beispielsweise der Job des Kahuna Kuehu böse Geister auszutreiben. Oder es wurde auch der Kahuna Haha gerufen, um die Art der Krankheit zu bestimmen. Wenn diese Kahunas ihre Pflicht erfüllt hatten, begann meist der Kahuna La‘ au Lapa‘ au mit seiner Behandlung.

Die Kahunas, die auf die Behandlung mit Kräutern und Pflanzen spezialisiert waren, absolvierten oft eine lange Lehrzeit, die meist schon im Jugendalter begann. Es war eine grosse Ehre als Lehrling auserwählt zu werden, und manchmal wurde eben dafür auch der Sohn eines Häuptlings ausgewählt (vgl. Krauss 1993: 100).

Der Kahuna La‘ au Lapa‘ au verabreichte meistens die medizinischen Kräuter in einer Zubereitung, die fast immer auch Salz und rote Tonerde beinhaltete. Am Ende des Zeitraums der Medikation war es Brauch, dass der Kahuna La‘ au Lapa‘ au ein mildes Abführmittel, wie beispielsweise eventuell den Saft der Kukui-Frucht gibt (vgl. Krauss 1993: 101).

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind keine traditionellen Kahuna La‘ au Lapa‘ au mehr in Hawaii zu finden, da es niemanden mehr gab, der andere hätte ausbilden können. Das Wissen und die Praktiken dieser Kahunas haben aber zum Teil in der hawaiianischen Volksmedizin überleben können (vgl. Krauss 1993: 103).

TRADITIONELLE ANWENDUNGEN

Mamaki wurde unter anderem Frauen verabreicht, um die Geburt zu erleichtern (vgl. Kartika et al. 2007: 696). Darüber hinaus wurden die Früchte dieser Pflanze auch Kindern präventiv gegen eine Krankheit namens `ea (eine Art Candidose) gegeben. Wenn die Mutter im 5. Monat schwanger war, dann ass sie die Mamaki-Früchte bis zum 8. oder 9. Schwangerschaftsmonat. Nachdem das Kind geboren war, zerkaute die Mutter die Früchte und verabreichte sie dem Baby, bis es die Früchte selbst kauen konnte. Das Kind nahm dann meistens die Früchte zu sich bis es 1 Jahr alt war.


Tee aus Mamaki Blättern kam früher in Hawaii auch bei Antriebslosigkeit zum Einsatz. Dabei wurde Tee aus frischen Blättern und Quellwasser zubereitet, und heisse Steine hinzugegeben, um das Wasser zu erhitzen. Der Tee wurde als Tonikum gegen allgemeine Schwäche oder Kraftlosigkeit getrunken (vgl. Krauss 2001: 86).

In früheren Zeiten wurde die Frucht auch genutzt um die Heilung von Schürfwunden zu unterstützen. Ausserdem wurden die kleinen, weissen Früchte Kindern manchmal als leichtes Abführmittel verabreicht [2].

Moderne Anwendungsgebiete von Mamaki Tee umfassen Regulierung des Blutzuckers, des Blutdrucks und der Cholesterinwerte (vgl. Kartika et al. 2007: 696). Weiters soll ein Tee aus frischen oder getrockneten Mamaki Blättern gegen Magen-, Darm-, Blasen- und Leberproblemen und auch bei Depressionen helfen [2].

Darüber hinaus wurde aus der faserigen Rinde von Mamaki auch Tapa (oder Kapa) angefertigt. Dabei handelt es sich um traditionelle Kleidungsstücke und Decken, welche handwerklich sehr geschickt verziert waren (vgl. Neich et al. 1997: 91).

NEBENWIRKUNGEN

Unter Umständen kann Mamaki Tee bei manchen zu Unruhe und Schlaflosigkeit führen. Ausserdem ist es möglich, dass es bei übermässigem Konsum zu Durchfall kommen könnte. Die Früchte der hawaiianischen Nessel wurden beispielsweise Kindern als leichtes Abführmittel verabreicht [2].

PHARMAKOLOGIE

In einer Studie wurde eine anti-virale Aktivität eines Mamaki-Extrakts gegen den Herpes-Simplex-1 Virus festgestellt. Ausserdem konnte man auch beim Vesicular Stomatitis Virus reduziertes Wachstum beobachten. Methanolextrakte von Mamakiblättern zeigten auch eine gewisse anti-bakterielle Wirkung gegen Streptococcus pyogenes und Staphylococcus aureus. Weiters wurde auch eine gewisse anti-fungale Aktivität festgestellt (vgl. Locher et al. 1995: 27ff).

Methanol- und Wasserextrakte von Pipturus albidus zeigten in einer anderen Studie auch eine gewisse Hemmung des Wachstums des HIV Typ 1 (vgl. Locher et al. 1996: 260).

In einer weiteren Studie wurden verschiedene Mamaki Varietäten unterschieden und die unterschiedliche Menge an Phenolsäuren dieser Varietäten untersucht. Man unterschied: eine Varietät mit violetten Blattadern und violetten Blättern, eine Varietät mit grünen Adern und grünen Blättern, ein Hybrid mit grünen Blättern und violetten Adern und die „Panaewa Variety“, mit grünen Blättern und hellroten Adern (vgl. Kartika et al. 2011: 44f).


Chlorogensäure, Catechine und Rutin waren jene Phenolsäuren, die hauptsächlich in Mamaki Tee zu finden waren. Dabei hatte die violette Varietät den höchsten Gehalt an Catechinen, während die „Panaewa Variety“ den niedrigsten Gehalt an Catechinen vorwies.

Catechine kommen unter anderem auch in Grüntee vor, und sollen eine Wirkung gegen Krebs, Fettleibigkeit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen vorweisen können. Die Chlorogensäure ist beispielsweise in bestimmten Gemüsearten und in Heidelbeeren zu finden. Rutin ist unter anderem in Rotwein, in der Schale von Tomaten und Buchweizen enthalten und hat ebenso wie Catechin und Chlorogensäure eine antioxidative Wirkung (vgl. Kartika et al. 2007: 696).



Quellen:

Kartika, H. et al. (2007): Major Phenolic Acids and Total Antioxidant Activity in Mamaki Leaves, Pipturus albidus. In: Journal of Food Science 72 (9): 696-701.

Kartika, H. et al. (2011): Nutrient and mineral composition of dried mamaki leaves (Pipturus albidus) and infusions. In: Journal of Food Composition and Analysis 24: 44-48.

Krauss, Beatrice (1993): Plants in Hawaiian Culture. USA: University of Hawaii Press.

Krauss, Beatrice (2001): Plants in Hawaiian Medicine. USA: The Bess Press Inc.

Locher, C.P. et al. (1995): Anti-microbial activity and anti-complement activity of extracts obtained from selected Hawaiian medicinal plants. In: Journal of Ethnopharmacology 49: 23-32.

Locher, C.P. et al. (1996): Antiviral acitivity of Hawaiian medicinal plants against human immunedeficiency Virus Type 1 (HIV-1). In: Phytomedicine 2 (3): 259-264.

Neich, Roger et al. (1997): Traditional tapa textiles of the Pacific. Auckland: David Bateman Ltd.

Links:

[1] Hawaiian Ethnobotany Online Database
[2] Native Plants Hawaii

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