Herbarium Yerba Mansa


ALLGEMEIN


Anemopsis californica ist eine Pflanze, die in der süd-westlichen Region der USA (Kalifornien) und im nördlichen Mexiko zu finden ist. Anemopsis californica ist dort auch unter dem Namen Yerba mansa bekannt und bewohnt meist sumpfige und feuchte Lebensräume. Die Gattung Anemopsis enthält nur eine einzige Art, nämlich Anemopsis californica (vgl. Medina-Holguin et al. 2008: 919). Diese Pflanze gehört zur Familie der Eidechsenschwanzgewächse (Saururaceae), die ihren Namen dem langen Blütenstand verdankt, den manche Arten dieser Familie besitzen.


Die Saururaceae sind eine sehr kleine Familie, die 6 Arten (manche Quellen beschreiben 7) in 4 Gattungen beinhaltet (vgl. Meng et al. 2002: 71). Zu dieser Familie gehören neben Anemopsis die Gattungen Houttuynia, Gymnotheca und Saururus, welche nicht nur in Nordamerika sondern auch in Süd-Ost-Asien zu finden sind (vgl. Grimsson et al. 2017: 2). Die Saururaceae sind eine sehr alte Familie – es wurden fossile in situ Pollen von Saururus tuckerae (ist bereits ausgestorben) gefunden, die aus dem Eozän (vor ca. 56 Millionen Jahren - ca. 33 Millionen Jahren) stammen. Die fossilen Pollen von Saururus tuckerae aus dem Eozän waren bislang der einzige Fossilienfund dieser Art in Nordamerika. Bei einer späteren Untersuchung konnten auch wesentlich ältere fossile Pollen aus der oberen Kreidezeit im westlichen Nordamerika gefunden werden – einer Zeit in der die Dinosaurier noch die Erde beherrschten. Die Pollen aus der Kreidezeit sind den Pollen der lebenden Saururus-Arten sehr ähnlich und nahezu identisch mit dem Pollenfund von Saururus tuckerae aus dem Eozän, nur wesentlich älter (vgl. Grimsson et al. 2017: 2). Die Pflanze, zu der dieser Pollen gehört, ist wahrscheinlich ein Vorfahr aller jetzt bestehender Saururaceae-Arten, inklusive Anemopsis californica (vgl. Grimsson et al. 2017: 16). Somit besitzt Anemopsis californica eine Geschichte, die bis in die Zeit der Dinosaurier zurück zu reichen scheint.

VERWENDUNG UND WIRKUNG

Es gibt Berichte aus dem 19. Jahrhundert, die besagen, dass Yerba mansa früher bei den Native Americans sehr geschätzt wurde. Es wurden zum Beispiel mit dem Tee aus der Wurzel Schnitte und eitrige Wunden behandelt. Yerba mansa Tee wurde auch bei Erkältung und Husten getrunken und galt auch als blutreinigend. Yerba mansa wurde auch als heisses Bad bei rheumatischen Schmerzen angewendet und auch oft als Heilmittel bei Geschlechtskrankheiten beschrieben (vgl. Minnis 2000: 173).


In modernen US-amerikanischen Büchern der Kräuterkunde wird Yerba mansa bei Staphylococceninfektionen, als Darmstärkungsmittel, bei Hautgeschwüren und anderen bakteriellen Infektionen innerlich wie äusserlich angewandt. Die Wirkung wird beschrieben als adstringierend, harntreibend, antibakteriell und antifungal. Es wird auch empfohlen bei Magen-Darm-Geschwüren, Harnwegsbeschwerden, bei einigen Formen von Gicht, aber auch bei Halsschmerzen und entzündeten Schleimhäuten (vgl. Blakely 2000: 267f). Medina-Holguin et al. (2008) beschreiben zudem die Anwendung des Tees aus Yerba mansa Blättern/Wurzeln bei Gebärmutterkrebs, Menstruationskrämpfen, um die Empfängnis zu induzieren und übermässige Blutungen nach der Geburt zu stoppen. Ausserdem wird Yerba mansa auch bei der Behandlung von Hefeinfektionen und Vaginitis verwendet, sowie zur Behandlung von Wunden und Geschwüren im Geschlechtsbereich (vgl. Medina-Holguin et al. 2008: 920).

Die Wurzel der Pflanze wurde von mehreren Stämmen der Native Americans im Südwesten der USA genutzt. Zu diesen zählen beispielsweise die Kawaiisu, die Paitue, die Shoshone, die Pima aber auch die Chumash [1] [2]. Manche nehmen sogar an, dass Yerba mansa bei den Chumash schon in prähistorischer Zeit zum Einsatz kam (vgl. Minnis 2000: 174).

DIE CHUMASH

Seit Jahrtausenden leben die Native Americans in Nordamerika, eine Gruppe davon, die Chumash, lebt im Süd-Westen Kaliforniens. Es ist nicht sicher, wann die Vorfahren der Chumash dieses Gebiet besiedelt haben, man schätzt aber, dass die ersten vor 12.000-27.000 Jahren in diese Region gekommen sind. Die Chumash sind eigentlich kein einzelner „Stamm“. Die Chumash waren in etwa eine Art lose verbundenes Netzwerk aus unabhängigen Dörfern im südlichen und zentralen Gebiet Kaliforniens. Es gab Dörfer, die auf 3 Gebiete verteilt waren: den Channel Islands, der pazifischen Küste und in der inneren Bergregion (vgl. Newsome et al. 2017: 9ff).


Obwohl erst 1769 das obere Kalifornien kolonialisiert wurde, gab es schon 1542 erste Kontakte der Europäer mit Chumash sprechenden Gruppen. Bereits im 16. Jahrhundert machten die von den Europäern eingeschleppten Krankheiten den Chumash und ihren Nachbarn schwer zu schaffen (vgl. Dartt-Newton et al. 2006: 418). Krankheiten wie Typhus, Lungenentzündung, Diphterie usw. dezimierten die Bevölkerung stark. Die erschreckenden Sterblichkeitsraten der Natives in den Missionierungsgebieten machte zudem eine nahezu kontinuierliche Rekrutierung indianischer Arbeitskräfte, die Arbeit in der Viehzucht und Landwirtschaft verrichten sollten, notwendig. Die Chumash waren aber nicht nur mit Krankheiten und Franziskanerpriestern konfrontiert, sondern auch mit bewaffneten spanischen Soldaten, territorialer Enteignung und Entrechtung (vgl. Dartt-Newton et al. 2006: 422f). Heute gibt es nur noch wenige Chumash, die ein kleines Reservat bei Santa Ynez bewohnen (vgl. Adams et al. 2005a: 459).

Manch einer geht davon aus, dass die traditionellen Heilmethoden der Chumash in Kalifornien seit ungefähr 13.000 Jahren praktiziert werden. Die Heilmethoden der Chumash beinhalten Gebete, Lachen, Träumen, Phytotherapie, Heilzeremonien und andere Techniken. Die Chumash sind der Ansicht, dass Heilung zuerst bei der Seele beginnt. Die wenigen übrigen Chumash Heiler praktizieren heute noch die traditionellen Heilkünste (vgl. Adams et al. 2005b: 19).

Die Chumash betrachten auch heute noch Yerba mansa als eine gute Medizin für jegliche Schmerzen. Sie trinken den Tee auch aufgrund der blutreinigenden Wirkung, nutzen ihn um infizierte Wunden zu waschen und trinken ihn auch bei Erkältung, Asthma und Nierenproblemen. Yerba mansa wird bei den Chumash ausserdem auch als Einreibung bei Hautproblemen genutzt (vgl. Minnis 2000: 174).

PHARMAKOLOGIE

Alkoholische Extrakte von Yerba mansa zeigten antibakterielle Aktivität gegen Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermis und Streptococcus pyogenes (vgl. Wendakoon et al. 2012: 63). Das Öl der Dampf-destillierten Yerba mansa Blätter zeigte Wirksamkeit gegen Staphylococcus aureus, Staphylococcus pneumoniae und Geotrichum candidum (vgl. Wendakoon et al. 2012: 65).

Frühere Untersuchungen ergaben, dass in der Wurzel Methyleugenol, Thymol und Piperiton sowie auch Asarinin enthalten sind. Bei späteren Analysen konnte durch Dampfdestillation 38 verschiedene Verbindungen gewonnen werden. Zu den am reichlichsten enthaltenen Verbindungen zählen: α-Pinen, Cymen, Limonen, 1-8-Cineol, Myrtenol, Anethol, Piperiton, Thymol, Methyeugenol und Elemicin. Dabei scheinen Thymol, Methyleugenol und Elemicin die Hauptbestandteile der Wurzel zu sein (vgl. Medina-Holguin et al. 2008: 919f). Man nimmt an, dass Methyleugenol und Elemicin in hohen Dosen krebserzeugend wirken können (vgl. Prinsloo et al. 2018: 29). Die minimale lethale Dosis der Wurzel wurde bei 316mg/kg Körpergewicht festgestellt. Bei einer maximalen Dosis von Blättern bei 1g/kg konnte keinerlei Lethalität festgestellt werden (vgl. Medina-Holguin et al. 2008: 920).

HINWEIS

Dieser Artikel soll zur Information dienen und keinerlei Anregung zur Einnahme oder gar zur Behandlung von Beschwerden in Eigenregie darstellen. Bei Beschwerden ist unbedingt eine Apsprache mit einem Spezialisten/Arzt notwendig. Es ist lediglich eine Zusammenfassung recherchierter Daten und keine erschöpfende Darstellung der Wirkung, Verwendung, Pharmakologie etc. dieser Pflanze. Es wird auch kein Anspruch auf Richtigkeit der hier dargelegten Informationen erhoben.





QUELLEN

Wendakoon, Chitra; Peter Calderon; and Daniel Gagnon. (2012): Evaluation of Selected Medicinal Plants Extracted in Different Ethanol Concentrations for Antibacterial Activity against Human Pathogens. In: Journal of Medicinally Active Plants1, (2):60-68.

Prinsloo, Gerhard et al. (2018): The use of plants containing genotoxic carcinogens as foods and medicine. In: Food And Chemical Toxicology 116: 27-39.

Medina-Holguin et al. (2008): Chemotypic variation of essential oils in the medicinal plant, Anemopsis californica. In: Phytochemistry 69: 919-927.

Meng, Shao-Wu et al. (2002): Phylogeny of Saururaceae based on mitochondrial matR gene sequence data. In: Journal of Plant Research 115: 71-76.

Smith, Selena et al. (2007): Pollen morphology and ultrastructure of Saururaceae. In: Grana 64 (4): 250-267.

Grimsson, Friedgeir et al. (2017): Tiny pollen grains: first evidence of Saururaceae from the Late Cretaceous of western North America. In: PeerJ 5:e3434;DOI10.7717/peerj.3434

Minnis, Paul (2000): Ethnobotany: A Reader. University of Oklahoma Press.

Blakeley, Tim (2000): YERBA MANSA. In: Gladstar, Rosemary; Hirsch Pamela (eds): Saving Our Medicinal Herbs. Healing Arts Press. Rochester, Vermont.

Newsome, Joel et al. (2017): The People And Culture Of The Cumash. Canvendish Square: New York.

Dartt-Newton, Deana et al. (2006): Little Choice for the Chumash: Colonialism, Cattle and Coercion in Mission Period California. In: The American Indian Quarterly 30 (3&4): 416-430.

Adams, James et al. (2005a): Spirit, Mind and Body in Chumash Healing. In: eCAM 2 (4): 459-463.

Adams, James et al. (2005b): The Advantages of Traditional Chumash Healing. In: eCAM 2 (1): 19-23.

Hyperlinks:



Bild:

Arnold, Jeanne (2001): The Origins of a Pacific Coast Chiefdom. The Universtiy of Utah Press: Salt Lake City.

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